Dienstag, 7. Juni 2016

Auf den Spuren eines Aktivisten. Ethnografische Lesarten räumlicher Wahrnehmungen vergangener und umkämpfter Räume

In: Gökce Yurdakul, Regina Römhild, Anja Schwanhäußer, Birgit zur Nieden, Aleksandra Lakic, Serhat Karakayali (Hg.): E-Book Project of Humboldt-University Students: Witnessing the Transition: Refugees, Asylum-Seekers and Migrants in Transnational Perspective. Berlin (forthcoming)

Von Dženeta Hodzic

Mental Map von Malte




Einleitung

In urbanen Räumen führen unterschiedliche Ansprüche an den gleichen Raum zu Nutzungskonflikten. Spannungen zwischen politischen Forderungen, politischen Handlungen und dem Alltag der davon beeinflussten Menschen können entstehen. Dies wurde europaweit besonders spürbar bei den Kämpfen von Geflüchteten im „Langen Sommer der Migration“, in dem Migrant_innen durch ihre Wanderungsbewegung die Regeln des Schengen-Raumes sowie  das gesamte Selbstverständnis der EU infrage stellten (Kasparek/Speer 2015, Ataç et al 2015). Auch in Berlin kreierten die Besetzungen des Oranienplatz und der Gerhardt-Hauptmann-Schule in Kreuzberg einen politisch und emotional aufgeladenen Raum, in dem Politik, Polizei, Geflüchtete und Aktivist_innen immer wieder, zum Teil auch gewaltsam, aufeinandertrafen. „Whose street? Our street! Whose school? Our school!“ war die Parole, die seit Beginn der Konflikte hinsichtlich Behausung und Schutz der geflüchteten Bewohner_innen der GHS symbolhaft für das Aufeinandertreffen verschiedener zusammenhängender Raumansprüche auf die GHS stand. Wird Stadt als Labor zivilgesellschaftlichen Engagements verstanden, wie dies Wolfgang Kaschuba (2015) vorschlägt, ist eine Analyse der Konflikte rund um diese Orte aus der Perspektive von Geflüchteten und Aktivist_innen geeignet, um neue Formen des Protests sowie der Bildung von Allianzen zu verstehen. Eine Analyse der unterschiedlichen Raumkonstruktionen und Raumwahrnehmungen verschiedener involvierter Personen kann die jeweiligen Perspektiven der Akteur_innen ethnografisch einfangen, um ihre situativen Taktiken (De Certeau 1988) vor dem Hintergrund ihrer kulturellen, sozialen und materiellen Bedingungen verstehbar zu machen.
Durch eine ethnografische Fokussierung auf den urbanen Raum als Aushandlung kann das Verhältnis von Politik und Straße im Aufeinandertreffen geordneter und ungeordneter Kräfte beleuchtet und die situative Zuordnung einzelner Akteur_innen verstanden werden (vgl. Horak 2013). Um ein solches Verhältnis angemessen bestimmen zu können, ist eine systematische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Methoden der Stadtforschung eine nötige Voraussetzung. In dieser Arbeit reflektiere ich daher insbesondere methodische Fragen in Bezug auf die Erforschung solcher Raumkonstruktionen und -wahrnehmungen.
Die Untersuchung urbaner Prozesse aus der Perspektive verschiedener Individuen durch eine Kombination von Methoden (Wahrnehmungsspaziergänge, Mental Maps und Sensing) bietet die Möglichkeit, dominante und überholte Wahrnehmungsweisen eines Raumes infrage zu stellen und diese zu erweitern. Hierfür werde ich exemplarisch eine Situation aus der Perspektive eines unterstützenden Aktivisten analysieren, die sich im Verlauf der Demonstrationen in der Ohlauer Straße rund um die Gerhardt-Hauptmann-Schule zugetragen hat.


Die Demo

Entwicklung und Verortung des Konflikts[i]
Seit dem O-Platz haben bundesweite Proteste gegen Asylpolitiken einen gemeinsamen geographischen Bezugspunkt – somit symbolisiert der O-Platz mehr als nur die konkreten Proteste in Berlin: Er steht für die Forderung der Abschaffung der Lager- und Residenzpflicht und den Stopp der bestehenden Abschiebungspraktiken. Geflüchtete haben sich mit dem O-Platz einen sozialen  Raum geschaffen der sie auch weiterhin repräsentiert, obwohl das Protestcamp als wahrnehmbarer Ort verschwunden ist (vgl. Ataç et al. 2015). Nachdem auf Anordnung des Berliner Senats im April 2014 der Oranienplatz gegen den Willen der dort zeltenden Geflüchteten, Bewohner_innen und Aktivist_innen polizeilich geräumt wurde, besetzten viele der von der Räumung betroffenen Personen die GHS in der Ohlauer Straße aktiv als Intervention. So entstand mit Einfluss der früheren so genannten O-Platz-Proteste in der GHS ein selbstorganisierter Widerstand der Geflüchteten in der GHS, mit dem sie die Abschaffung der Residenzpflicht, des Arbeitsverbots und einen freien Arbeitsmarktzugang und EU-weite Freizügigkeit (ein-)forderten. Im Juni 2014 verließen jedoch viele der Bewohner_innen der GHS die Schule aus Angst vor der oft tagelangen Belagerung des Gebäudes durch ein massives Polizeiaufgebot.

„We don’t ned sekure“
Trotz einer Vereinbarung über das Unterlassen einer Räumung zwischen den Geflüchteten der GHS und dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, wurde den Bewohner_innen der Schule im Oktober 2014 nach Kündigung der Vereinbarung die polizeiliche Räumung der Schule gedroht. Dies verursachte eine neue Welle an Demonstrationen, Kundgebungen und Mahnwachen, in denen sich während einer bestimmten Demonstration auch Maltes[ii] gewählte Situation abspielte.


Vom Dilemma
Am 03.11.2014 traf sich Malte mit anderen Unterstützer_innen um 16.00 Uhr am Seiteneingang der GHS in der Reichenberger Straße, um über die nächsten Schritte und eine geplante Kundgebung der Unterstützer_innen der „Refugees“[iii] zu sprechen. Es versammelten sich etwa 30-40 Aktivist_innen, die sich nach einem Gespräch zu einer Mahnwache vor der Schule entschieden, die bei der Polizei als spontane Mahnwache angemeldet und genehmigt wurde. Während diese Gruppe immer noch die Mahnwache plante, gab es gleichzeitig einen
großen Zustrom an Leuten vor dem Haupteingang der GHS in der „Ohlauer“[iv]. Der Verdacht kam auf, dass die Räumung der Schule an diesem Tag stattfinden sollte, da einige Leute berichteten, dass der Hausmeister und die „Securities“ die Fenster der ersten Etage von innen mit Brettern verbarrikadierten. Als Maltes Gruppe davon hörte, schlossen sie sich der größeren Gruppe vor dem Schultor der GHS an. Malte schätze die Anzahl der Gruppe auf etwa 200 Personen, als die Anmelderin der Kundgebung mit der Ansprechperson der Polizei über den weiteren Verlauf der Kundgebung sprach. Die „Spokesperson“ der Polizei forderte von der Anmelderin, die Kundgebung zu unterbrechen und bat sie, die Kundgebung hinter die Ecke Ohlauer/Reichenberger Straße zu legen und sie nur auf der Ohlauer hinter der Reichenberger Straße stattfinden zu lassen. Das Argument dahinter war, dass die Rettungswege der Schule frei bleiben sollten. Die Anmelderin verhandelte, die Kundgebung nur 50 Meter weiter nach links zu verschieben, die „Spokesperson“ gab dazu sein Einverständnis.
Doch größtenteils weigerten sich die Demonstrant_innen, ihren Platz zu verlassen, die
Straße zu überqueren und waren nicht damit einverstanden, dass die Kundgebung verschoben werden sollte. Laut Malte hatten viele die Befürchtung, der Weg solle nicht als Rettungsweg freigemacht werden, sondern ein Weg für die Polizist_innen sein, die Schule ohne Hindernisse räumen zu können. Daher teilte sich die Gruppe: ein kleiner Teil ging an den neu zugeteilten Platz, andere blieben standhaft vor dem Tor der Schule stehen. Malte berichtete, dass er sich in dieser Situation in einem Dilemma wiederfand, unschlüssig ob er nun bei der Gruppe vor dem Schultor bleiben sollte, oder ob er sich zum neu zugeteilten Platz bewegen sollte. Dort befand sich auch seine Freundin. In diesem Moment, so sagte er, machte sich ein starkes „Ursache-Wirkung-Gefühl“ breit, ein starkes Empfinden dafür, welche Konsequenzen seine Entscheidung mit sich ziehen würde – ginge er an den neu zugewiesenen Platz, würde er die Polizei und ihre Forderung nicht mit seiner Verweigerung, seinem Bleiben provozieren und zu Zwangsmaßnahmen zwingen. Nach einigem Hin- und Herüberlegen entschied sich Malte dazu, bei der Gruppe vor dem Schultor zu bleiben, weil er viele der Unterstützer_innen persönlich kannte und vor allem, um Solidarität mit den Geflüchteten zu zeigen. Er schlug jedoch den Organisator_innen der Kundgebung vor, alle Gegenstände, Rucksäcke und weitere Dinge, welche die Gruppe zwecks Kundgebung zum Schultor brachte zu dem neuen Platz zu tragen, um deren Beschädigung bei der eventuellen Räumung und gewaltsamen Ausschreitungen zu vermeiden.
Als Reaktion auf die wiederholten Warnungen seitens der Polizei, dass sie gezwungen
wären, Zwangsmaßnahmen anzuwenden, wenn die Gruppe die Straße vor der Schule nicht frei räumen würde, formten die Demonstrant_innen eine Sitzblockade vor dem Schultor und hakten sich beieinander ein. Wie Malte erzählte, begann die Polizei dann plötzlich mit Schmerzgriffen Stück für Stück die Sitzblockade zu lösen. Dies verursachte eine Reihe von Rangeleien und Tumulten. Nach einer Weile drängte eine Formation der Polizei die Demonstrant_innen in die Ohlauer Straße jenseits der Reichenberger Straße. Als dies geschafft war, sah Malte die „Spokesperson“ angeregt mit einigen Polizist_innen reden.
Der Polizist kam dann auf die Gruppe zu, und bat erneut um ein Gespräch mit der Anmelderin der Kundgebung. In diesem Gespräch stellte sich heraus, dass die Polizei die Gruppe kleiner eingeschätzt hätte und jetzt sahen, dass es zu viele Demonstrant_innen für den neu zugewiesenen Platz waren. Daraufhin drängte die Polizei die Demonstrant_innenmasse wieder die Ohlauer Straße hoch, so dass sie etwa wieder auf dem Straßenabschnitt vor dem Schultor standen und die Mahnwache genehmigt wurde. Malte resümierte das Gespräch mit seinem Eindruck, dass das Auftreten der Polizei völlig absurd gewesen sei. Er empfand es als „übertrieben“, die Situation nach der Sitzblockade so aufzuheizen und beschrieb die Tumulte als „unnötige polizeiliche Gewalt“. Die Einschüchterung der Demonstrant_innen mit der physischen Überlegenheit der Polizei, die Autoritätsuntermalung und die Machtdemonstration ließen Malte zum ersten Mal unsicher werden, ob es das Richtige war, in der Sitzblockade zu bleiben und die Polizei damit zu provozieren.


Methoden

Besonders im Hinblick auf das Zusammenspiel von Raumaneignung, Machtverhältnissen und Emotionen im städtischen Raum, aber auch aufgrund ihrer Verortung in der Vergangenheit ist Maltes geschilderte Situation äußerst komplex und schwer zu fassen. So habe ich durch ein Interview, seiner Mental Map und Sensing während eines Wahrnehmungsspaziergangs und durch Fotografien versucht, mir seine Erzählungen zu erschließen. 

"Refugees Welcome: Bring Your Families"

Erst die soziale, kulturelle, politische und auch räumliche Form von Stadt ermöglicht die Protestkultur, unter welche auch die Demonstrationen, Mahnwachen und Kundgebungen um die GHS und die Ohlauer Straße eingeordnet werden können. Um „die Stadt als kulturellen Raum sichtbar zu machen, [...] [indem] wir uns vergegenwärtigen, dass wir Teil desselben sind“ (Lindner 2004, 86) habe ich den Wahrnehmungsspaziergang alleine unternommen.

Mental Map
Jenseits des Zusammenhangs zwischen Raum und Befragten und der kognitiven und emotionalen Raumwahrnehmung, welche diesen Zusammenhang beeinflussen (vgl. Welz 1991, 62 f.), geben Mental Maps Aufschluss über die soziale Kontrolle des Raumes sowie dort ausgetragene soziale Konflikte. Vor diesem Hintergrund bat ich Malte, eine solche Mental Map von der geschilderten Situation zu zeichnen (Abbildung 1). Hierbei interessierte mich besonders, wo sich Malte bei den verschiedenen Sequenzen seiner Situation befand.
Beim Zeichnen der Mental Map erzählte mir Malte viele kleine Details, die bei unserem ersten Gespräch gar nicht aufkamen, zum Beispiel zeichnete er eine Flasche ein, die von jemandem auf die Polizei geworfen wurde, als die Rangeleien anfingen. Wie Welz beschreibt, sind Kartierungen und Mental Maps nur dann aussagekräftig, wenn sie „vertieft und ergänzt werden durch verbale Äußerungen kognitiver Definitionen“ (ebd., 63). So ging Malte während des Zeichnens auch konkreter auf die Rangeleien ein und fügte beim Erzählen immer mehr kleinteilige Details hinzu. Die Mental Map bringt in diesem Sinne Elemente hervor, die ansonsten in einem formellen Interview oder informellen Gespräch nicht thematisiert werden würden.
Malte war sich nicht nur seiner eigenen Position sehr bewusst, sondern muss auch die Position seiner Freundin und die der Polizei mit hoher Aufmerksamkeit gespürt und beobachtet haben, denn er zeichnete auch ihre Positionen und Wege präzise ein und verortete so die verschiedenen Raumansprüche während der Demonstration. So sind es grob drei Komponenten, die ich als Schlüsselelemente der Mental Map sehe: die Akteur_innen, die Malte einzeichnete und mit verschiedenen Farben versah, der Raum, den diese einnahmen und die Wege der an der Situation Beteiligten.


Wahrnehmungsspaziergang
Bei einem Wahrnehmungsspaziergang begleiten Feldforscher_innen die Beforschten oder Informant_innen auf ihren täglichen Wegen in der Umgebung (vgl. Kusenbach 2003, 463) und lassen sich von den Informant_innen mit möglichst wenig Einmischung führen (vgl.
Schwanhäußer 2015, 88). Ziel ist es hierbei, „die individuelle Wahrnehmung der Umwelt, das Verhalten in ihr, den Einfluss von Architekturen auf das Verhalten sowie die Verflochtenheit von Raum und Biografie zu erforschen“ (ebd.). Im Optimalfall evoziert so ein Wahrnehmungsspaziergang beziehungsweise „Go-Along“ einen „stream of perceptions, emotions and interpretations“ (Kusenbach 2003, 463). Ein „Go-Along“ gibt Aufschlüsse über die subjektive Raumwahrnehmung der Forscher_in und der beforschten Person. Es wird versucht, den Körper und den Kopf für einen stream of consciousness-artigen Strom aus Eindrücken, Assoziationen, Gerüchen und Geräuschen zu öffnen. Leider ergab sich keine Gelegenheit, bei der ich mit Malte einen solchen „Go-Along“ hätte machen können. Von dieser ursprünglichen Idee abweichend, kam ich auf die Idee einfach zu der Ohlauer Straße zu laufen, um nachzusehen, ob sich Spuren des genannten Konfliktes finden ließen. Somit begab ich mich also an der von Malte beschriebenen Ecke der Ohlauer Straße/Reichenberger Straße. 

"United Neighbours Against Racism"

Nicht nur die bereits vor den besagten Demonstrationen bestehende Informationstafel neben dem Haupttor der GHS, sondern auch die Wände der Wohnhäuser gegenüber sind mittlerweile bedeckt von Graffiti, überschrieben mit Parolen und Aufklebern der Demonstrant_innen und Unterstützer_innen der Refugees in der GHS – Schriftzüge wie „We don’t ned sekure“ (Abbildung 2), „Refugees Welcome – Bring your families!“ (Abbildung 3) oder auch „United Neighbors against racism – you can’t evict a movement“ (Abbildung 4). Und über den Graffiti auf der gegenüberliegenden Seite der GHS klebten Plakate mit Informationen zur aktuellen Lage: „12 Ohlauer/ Free School/Occupied by Police“ (Abbildung 5) und “12 Ohlauer/Free School/No More Concentration Camps Please“ (Abbildung 6).
Kurzerhand beschloss ich jedoch, nicht nur statisch an der Ecke zu stehen, sondern einen eigenen Wahrnehmungsspaziergang zu machen, ausgerüstet mit Maltes Mental Map. Nachdem ich mich einige Zeit einfach treiben ließ von der Straße und den Menschen auf ihr, von den zahlreichen Postern und Plakaten und vom Verkehr (dazu später mehr im Abschnitt „Sensing“) beschloss ich, die Wege der einzelnen Akteure abzugehen, die Malte eingezeichnet hatte. Durch dieses Abgehen realisierte ich, dass der Raum, der in Maltes Erzählung so zentral war in seiner damaligen Form schon gar nicht mehr existierte. Der Seiteneingang, wo er sich mit anderen Aktivist_innen zur Vorbereitung der Kundgebung traf, war nun nicht mehr von außen zugänglich wegen Straßenbauarbeiten. Schilder der „OSZ Bautechnik“ werben für eine Ausbildung zu handwerklichen Tätigkeiten; „ZIK – Zuhause Im Kiez GmbH“ wirbt um den Ausbau und die Erweiterung des Seitenflügels der ehemaligen Schule zum Apartmenthaus für betreutes Wohnen (Abbildung 7).
Aus dieser Lektion ergeben sich aus meiner Sicht wichtige Erkenntnisse und weiterführende Fragen: Zum einen haben spezifische Räume in ihrer Ortsgebundenheit eine offensichtlich zeitliche (und begrenzte) Dimension, sie verändern sich und sind eventuell bald nicht mehr „von außen“ erkennbar; zum anderen – und das zeigen eben die Studien zum „Langen Sommer der Migration“ – entstehen aber eventuell nicht sichtbare Räume, wie beispielsweise solidarische Freundschaftsbeziehungen (vgl. Atac 2015). Diese greifen unter Umständen über einen spezifischen geographischen Ort als solchen hinaus und haben eine verlängerte zeitliche Dimension. Sie mögen aufrechterhalten werden fernab eines ehemals wichtigen materiellen wie symbolischen Ortes. Interviewstudien, die sich also mit den Aus- und Nachwirkungen vergangener Raumkonstruktionen und -wahrnehmungen befassen, wären also ein weiterer wichtiger methodischer Zugang, der die eher auf spezifische Situationen fokussierenden Methoden sinnvoll ergänzen könnte.

Sensing the Street[v]
Laut Mirko Zardini ist Sensing als Methode „capable of offering a broader understanding of urban settings, interested in describing the character and atmosphere of places, and aiming to contribute to a new definition of public space.“ (Zardini 2012, 26) So wie Zardini die Methode des Sensing beschreibt, war sie für mich ein zentraler Schlüssel, um Maltes räumliche Handlungen und Wahrnehmungen in seiner beschriebenen Situation zu verstehen. Zwar war es weniger ein Nachempfinden seiner Wahrnehmungen und Eindrücke, jedoch halfen mir meine eigenen Wahrnehmungen des Raumes, Vergleiche zu denen von Malte zu ziehen. In diesem Sinne konnte ich den Raum durch Maltes Erzählungen neu und anders wahrnehmen. Wenn alles, was wir von einer Umgebung wahrnehmen individuell durch unsere Sinne, Emotionen und Wertesysteme gefiltert wird (vgl. Kusenbach 2003, 466), so ließen Maltes Wahrnehmungen für mich vorher wenig beachtete Aspekte des Raumes in den Vordergrund treten.
Mir erschien es sehr schwierig, meine verschiedenen Sinneserfahrungen zu trennen. Beispielsweise stand ich für etwa zehn Minuten an der Ecke der Ohlauer/Reichenberger Straße mit verschlossenen Augen, um über die Geräusche und Gerüche den Raum in mich aufzunehmen, jedoch wurde alles was ich wahrnahm assoziativ mit Bildern in meinem Kopf verbunden, so wie ich den Raum vorher sah. Auch eine Soundaufnahme hat für mich nicht nur über mein Gehör funktioniert, da sie sich unmittelbar mit Bildern der Straße, des Straßenverkehrs und den Menschen verband. Nach Sarah Pink und Tim Ingold sollten Sehen, Hören und Fühlen nicht als getrennte Aktivitäten betrachtet werden, sondern lediglich als unterschiedliche Facetten derselben Aktivität – der des ganzen Organismus in dieser spezifischen Umgebung (vgl. Ingold 2000, 3; Pink 2009, 27).  Darüber hinaus nicht nur in Bezug auf meine Sinne und meine Wahrnehmung verknüpft mit dem Raum, sondern auch in Verbindung mit meiner Erinnerung und meiner Vorstellung. Und dies gilt ebenso für Maltes Schilderungen seiner Situation. So stand das, was ich an jenem Tag wahrnahm und erfassen konnte im Gegensatz zu dem was Malte während der Demonstration an der Ohlauer erlebte. Der damals still gelegte Verkehr stand in Kontrast zu dem regelmäßigen Rhythmus des Straßenverkehrs, den ich besonders durch das Befahren der Kopfsteinpflaster auf der Reichenberger Straße intensiv wahrnehmen konnte. Die vielen Fußgänger, die sich nun locker und ungezwungen unterhielten und entspannt die Straßen entlangspazierten, waren während der Demonstration am Tag der Demonstration entweder nicht anwesend oder zumindest von Malte  nicht wahrgenommen worden. 

" 12 Ohlauer. Free School, Occupied by Police"

Der Philosoph Gernot Böhme argumentiert dabei, dass Atmosphären nur dann wahrgenommen werden können, wenn sie sich ändern. Die Atmosphäre sei die Wirklichkeit, die sich der oder die Wahrnehmende mit dem Wahrgenommenen teilt. Entsprechend schlägt sich das Wahrgenommene auf die physische Anwesenheit nieder (vgl. Böhme 2007, 298) Durch das Sensing wurden mir die Unterschiede der räumlichen Wahrnehmungen von Malte und mir absolut klar: So stand der Frühlingstag mit der Nachmittagssonne, das Leben auf der Straße, die Cafés, die spielenden Kinder und die Radfahrer im Kontrast zum kalten, regnerischen Wintertag während der Demonstration, der kontrollierten, abgeriegelten Zone rund um die Ohlauer Straße, den Polizeiwägen, der Protestrufe der Demonstrant_innen, der Hektik und der Enge durch das Zusammenkommen der vielen Demonstrant_innen, befördert von der physischen Einengung durch die Polizei.

Analyse

Um Situationen im urbanen Raum weiter zu beschreiben bieten sich drei Aspekte an, mit denen solche Situationen analysierend beleuchtet werden können. Sie richten die Aufmerksamkeit auf die Beziehung zwischen Raum und der sich in diesem Raum abspielenden Situation, das Verhältnis in dem die beteiligte Person zu dem Raum steht und zuletzt die Verbindung zwischen besagter Person und der Situation. Eine Analyse unter diesen Gesichtspunkten möchte ich in diesem Abschnitt versuchen.

Raum – Situation
Nach der angeordneten polizeilichen Räumung des Oranienplatzes im April 2014 suchten viele der dort wohnenden Geflüchteten in der GHS in der Ohlauer Straße Schutz. Jeher war der Raum rund um die Schule ein politisch und emotional aufgeladener Raum, in dem Politik, Polizei, Geflüchtete und Aktivist_innen immer wieder und auch gewaltsam aufeinandertrafen.
Das Verhältnis von Politik und Straße unterscheidet der ethnografisch arbeitende Kultursoziologe Roman Horak zwischen geordneten und ungeordneten (politisch bedingten) Praxen. Wo die „ungeordnete Politik“ unter anderem expressiv und als eine sich spontan formierende Präsenz von Demonstrierenden auf der Straße beschrieben wird, ist die „geordnete Politik“ oft zu einem bestimmten Datum angekündigt, macht sich auf der Straße sichtbar und möchte bestimmte, programmatisch festgelegte Forderungen zum Ausdruck bringen (vgl. Horak 2013, 12). Die Menschenströme, die Malte in seiner Situation beschreibt, können als „ungeordnet“ (die alarmierten Menschen, die plötzlich an der GHS auftauchten, während Malte noch mit anderen die Kundgebung plante), aber auch als „geordnet“ (diejenigen, welche die angekündigte und von der Polizei genehmigte Kundgebung planten und schließlich später nach der Eskalation abhielten) klassifiziert werden. Da Malte ursprünglich der Gruppe angehörte, welche in „geordnete“ Handlungslogiken eingeschrieben war, evozierte erst die (durch den Raum bedingte) Möglichkeit einer „ungeordneten“ Handlungslogik die Vielzahl der dazuströmenden Menschen. Durch zahlmäßige Überlegenheit und gewaltsame Reaktion der Polizei wurde dadurch die „geordnete“ Gruppe in die „ungeordnete“ Handlungslogik integriert und bedingte so die Situation in der sich Malte später wiederfand.
Straße, so schreibt Roman Horak weiter, ist nicht nur ein funktionaler Raum (der zum Beispiel für Verkehr und Gütertransport genutzt wird), sondern auch ein Raum „möglicher massenhafter politischer Insubordination“ (ebd., 13), der so einen Ort der Bedrohung darstellt (vgl. ebd.). Diese Bedrohung äußert sich laut Horak in der Hinterfragung von politischen Entscheidungen (vgl. ebd.) und denjenigen, die diese Entscheidungen treffen, was bei Demonstrationen deutlich wird. Dies vermag an der Ohlauer Straße das hohe Polizeiaufgebot während der Zeit der Demonstrationen erklären, sowie die ständige Präsenz von Sicherheitspersonal rund um die Schule.
In der beschrieben Situation ist es unter anderem eben diese räumliche Präsenz von Polizei und Sicherheitspersonal, welche die Situation definiert. Die Aufstockung der Anzahl an Polizist_innen lässt sich im Sinne Böhmes als Ästhetisierung von Politik beschreiben – die Ausstaffierung von Herrschaft (hier die Polizei) sollte die Unterschiede zu den Beherrschten sinnfällig machen, sie beeindrucken (durch ein hohes Polizeiaufgebot) und ihnen Achtung abnötigen (vgl. Böhme 2007, 305). Damit soll eine Atmosphäre von Überlegenheit erzeugt werden, was in der Situation gelingt, jedoch auch auf Widerstand trifft und dadurch in einem gewaltsamen Versuch, die Menschen der polizeilichen Ordnung unter zu ordnen, resultiert.
Durch die Verortung der Aushandlungen der unterschiedlichen Raumansprüche, dem daraus resultierenden Nutzungskonflikt und die Forderungen seitens Politik und Geflüchteten und pro-migrantisch Demonstrierenden in der Ohlauer Straße, ermöglicht dieser Raum erst die Entstehung einer solchen Situation, wie sie Malte beschreibt.

Person – Raum
Urbane Räume werden in spezifischen ökonomischen und sozialen Kontexten konstruiert, welche ihnen Form und Bedeutung verleihen. So können urbane Räume sichtbare Repräsentationen von Glauben, Spannungen und Ängsten werden (vgl. Lindner 1991, 291). Für Malte wird der Raum rund um die Ohlauer Straße und der GHS repräsentativ für Aushandlungen der politischen Konflikte, die sich über Monate dort ausgetragen haben. Sichtbar wird dieser Raum nicht nur durch die sich dort verortenden Handlungen, sondern auch durch die in 3.2. erwähnten Graffitis und weitere Aufkleber mit Parolen, welche die zahlreichen Demonstrationen und die Solidarität der Demonstrierenden zu den Bewohner_innen der GHS symbolisieren. Für Malte knüpft sich dieser ihm vertraute Raum darüber hinaus auch an Erinnerungen und Assoziationen. Wie er im ersten Gespräch erzählte, war Malte oft tagelang an der Ohlauer Straße, um seine Solidarität zu den Geflüchteten zu demonstrieren und übernachtete in manchen Nächten sogar dort. Erst dadurch lernte er viele der Bewohner_innen der GHS kennen und entschied sich dazu, sie zu unterstützen. Diese emotional aufgeladenen Erinnerungen an den Ort beeinflussen sein Verhalten in diesem Raum – darauf wird im Folgenden weiter eingegangen.

Situation – Person
Die Situation, in der sich Malte befand ist stark geprägt von seinem politischen Interesse, was ihn erst an die Ohlauer Straße, in den Raum bringt in dem die beschriebene Situation stattfindet. Dies wird durch die emotionale Aufgeladenheit des Raumes für Malte verstärkt, sein Dilemma lähmt ihn einige Minuten lang, hin- und hergerissen zwischen einer politischen und moralischen Überzeugung, einen Räumungsversuch der Polizei zu hindern und sich mit den Geflüchteten und seinen Freund_innen in der Sitzblockade zu solidarisieren, und seinem nach Schutz suchenden Instinkt, die Anordnungen der Polizei zu befolgen. 

"12 Ohlauer. Free school, No More Concentration Camps Please"


Innerhalb einer Situation können Ereignisse eintreten, die den Handlungslogiken und -wünschen der Beteiligten nicht entsprechen, so können Betroffene von eben dieser Situation gefangen sein (vgl. Goffmann 2000, 15). In egal welcher Situation nehmen Beteiligte eine „soziale Rolle“ (ebd., 18) ein, welche die Ausübung von Rechten und Pflichten, die mit einem bestimmten Status verknüpft sind, voraussetzt. Verschiedene „Teilrollen“ sind in vorbestimmte Handlungsmuster eingebettet, die sich während einer Situation entfalten können (vgl. ebd.). Im Hinblick auf die Situation, in der sich Malte befindet, äußert sich sein Dilemma in der Diskrepanz der Handlungslogiken seiner verschiedenen Teilrollen; die Teilrolle, in welcher Malte sich zur Solidarität verpflichtet fühlt, steht im Kontrast zu der Teilrolle, nach der er seiner Freundin folgen und sich vor einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit der Polizei in Sicherheit bringen möchte.
Dieses Dilemma wird erst durch seine starken politischen und moralischen Überzeugungen aufgelöst, indem er die Konsequenzen seiner Handlungsmöglichkeiten miteinander aufwiegt. So erfüllt er zumindest eine Teilrolle, die ihn aus Solidarität zu den Geflüchteten handeln lässt. Auch an dieser Stelle wird die Unterscheidung von „geordneter“ und „ungeordneter“ Politik sichtbar – eine Teilrolle welche sich der „geordneten“ Handlungslogik zuschreibt würde den Anweisungen der Polizei befolgen. Mit dem Entschluss, Solidarität zu zeigen, entscheidet sich Malte gleichzeitig für eine Teilrolle, die in einer „ungeordneten“ Handlungslogik eingebettet ist.


Schluss und Ausblick

Als Ort der Aushandlung von Raumansprüchen, Nutzungskonflikten und politischen Forderungen birgt der politisch aufgeladene Raum der Ohlauer Straße die Möglichkeit des öffentlichen Kundtuns von Meinungen und Forderungen, die Möglichkeit eines Austausches zwischen einzelnen Akteuren, egal ob körperlich und gewaltsam oder durch Worte und Parolen. So hat dieser Raum gleichzeitig einen repräsentativen Charakter für jene, die sich mit den gestellten Forderungen und Raumansprüchen identifizieren oder diese als unterstützenswert ansehen. Durch sein politisches Interesse und Engagement findet dadurch auch Malte seinen Weg in diesen Raum und in diese spezifische Situation, von der er mir erzählt hat. Auch seine vorangegangenen Erfahrungen in diesem Raum lassen ihn in der Situation so handeln, wie er es getan hat.
Im Verlauf der Feldforschung hat sich gezeigt, dass es schwierig ist, eine so individuelle Situation ethnografisch ohne großes Mitwirken der beteiligten Person zu erfassen (zum Beispiel fiel ein „Go-Along“ weg, außerdem wären weitere Interviews aufschlussreich gewesen). Methodisch konnte ich den Raum und die Situation hauptsächlich durch Wahrnehmen erfassen – Maltes und meine Wahrnehmung kombiniert führten zu einem Erfassen des Raumes jenseits seiner Materialität, insbesondere beeinflusst durch die verschiedenen Atmosphären innerhalb dieses Raumes. Erst die enorme Abweichung Maltes und meines Erlebens des Raumes – er in einer hektischen Atmosphäre voller Druck, moralisch und politisch „richtig“ zu handeln, ich in einer ungezwungenen Atmosphäre – macht den Raum, in dem wir uns beide zu unterschiedlichen Zeiten befanden, greifbar. Durch den Vergleich werden dadurch die Spezifika des subjektiven, räumlichen Erlebens in unterschiedlichen sozialen Situationen deutlich.
Seiteneingang der GHS: Werbetransparent der „OSZ Bautechnik“ für das entstehende Apartmenthaus für betreutes Wohnen der ZIK (Zuhause Im Kiez) GmbH
Mittlerweile steht den Bewohner_innen der GHS ein Nutzungsrecht des Hauptgebäudes zu, was im Mai 2015 vom Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg ausgesprochen wurde. Von Maltes beschriebener Situation gibt es noch ein paar Spuren: das Sicherheitspersonal am Schultor der GHS und die visuellen Markierungen, welche die Demonstrierenden und Geflüchteten hinterließen. Die Veränderungen des Raumes hingegen weisen bereits auf neue Nutzungen und Interessen hin: Zumindest aus einem Teil des Gebäudes der GHS entsteht ein Apartmenthaus für betreutes Wohnen. Die Raumansprüche anderer Akteure bestehen weiterhin und die politische Diskussion um die Unterbringung von so genannten „Flüchtlingsströmen“[vi] zeigt, dass daraus auf Dauer auch neue Nutzungskonflikte entstehen können. Die ethnografische Erforschung dieses Raumes sollte daher auch ohne aktuell konflikthafte Situation fortgesetzt werden, um seine Veränderung über Zeit zu erfassen und damit Einblicke in andere Situationen und subjektive Wahrnehmungen zu ermöglichen – auch, um ein Zeugnis dieser Veränderungen und Übergänge abzulegen.






Dženeta Hodžić studiert im Bachelorstudiengang am Institut für Europäische Ethnologie. Im Rahmen des Seminars „Ethnographische Methoden der Stadtforschung“ bei Dr. Anja Schwanhäußer im Wintersemester 2014/15 hat sie sich insbesondere mit der ethnographischen Erfassung räumlicher Wahrnehmungen im urbanen Kontext auseinandergesetzt, in dessen Zuge die in ihrem Beitrag geschilderte Forschung entstand.



Literaturverzeichnis

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Böhme, Gernot (2007 [1995]): Atmosphäre als Grundbegriff einer neuen Ästhetik. In:              Friedrich, Thomas/Jörg Gleiter (Hg.): Einfühlung und phänomenologische    Reduktion, Bd. 5. Berlin, 287-310.

De Certau, Michel (1988): Die Kunst des Handelns. Berlin.

Goffman, Erving (2000): Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag.        München/Zürich. 1-18.

Horak, Roman (2013): Ort, Raum und Metapher. Bemerkungen zur Straße. In: Dérive.            Zeitschrift für Stadtforschung, Nr. 50, 10-15.

Ingold, Tim (2000): Introduction to Part I. In: Ders.: The perception of the environment:       essays on livelihood, dwelling and skill. London, 9-13.      

Kaschuba, Wolfgang (2015): Vom Wissen der Städte: Urbane Räume als Labore der     Zivilgesellschaft. In: Kaschuba, Wolfgang/Dominik Kleinen/Cornelia Kühn (Hg.):    Urbane Aushandlungen. Die Stadt als Aktionsraum. Berliner Blätter, Heft 69.     Berlin, 13–29.

Kasparek, Bernd/Marc Speer (2015): Of Hope. Ungarn und der lange Sommer der       Migration. URL: http://bordermonitoring.eu/ungarn/2015/09/of-hope, aufgerufen am   17.05.2016

Kusenbach, Margarethe (2003), Street Phenomenology. The go-along as ethnographic             research tool. In: Ethnography Vol 4(3), 455-485.

Lindner, Rolf (2004): Offenheit – Vielfalt – Gestalt. Die Stadt als kultureller Raum. In:            Jaeger/Rüsen (Hg.): Handbuch der Kulturwissenschaften. Themen und Tendenzen.       Stuttgart/Weimar, 385-398.

– (1999): The Imaginary of the City. In: Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr/Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften Wien (Hg.): The Contemporary Study of Culture. Wien, 289-294.

Pink, Sarah (2009): Principles for Sensory Ethnography: Perception, Place, Knowing,              Memory and Imagination. In: Dies.: Doing Sensory Ethnography. London, 7-44.

Schwanhäußer, Anja (2015): Herumhängen. Stadtforschung aus der Subkultur. In:  Zeitschrift für Volkskunde 111. Münster, 76–93.

Welz, Gisela (1991): Feldforschung in Bushwick. In: Dies.: Street Life: Alltag in einem New     Yorker Slum. Frankfurt a.M., 55-115.

Zardini, Mirko (2012): Toward a sensorial urbanism. In: Ambiances in action/Ambiances en   acte(s) –Inernational Congress on Ambiances Montreal. Montreal: Canada, 19-26.      [Autorenmanuskript]




[i] Hier beziehe ich mich ausschließlich auf einen chronologisierten Ablauf der Geschehnisse in der Ohlauer Straße, welche der Flüchtlingsrat Berlin online zur Verfügung stellt: http://www.fluechtlingsinfo-berlin.de/fr/pdf/Chronologie_Oranienplatz.html, aufgerufen am 18.04.2015.
[ii] Malte (anonymisiert) ist ein Aktivist, der sich in den O-Platz-Protesten und den darauffolgenden Prostesten in der Ohlauer Straße für die Geflüchteten einsetzte.  Mein Interesse an seiner Perspektive der pro-migrantischen Solidarität wollte ich erforschen, um daran ethnografische Methoden der Stadtforschung diskutieren zu können. 
[iii] Alle Wörter in Anführungszeichen wurden von Malte zur Beschreibung der Situation benutzt und werden von mir übernommen.
[iv] Auf den Einfluss beider Gruppierungen auf den Raum und die Situation wird in der Analyse später noch einmal aufgegriffen.
[v] Der Name ist angelehnt an das zweisemestrigen Studienprojekt „Sensing the Street“ welches sich am Institut für Europäische Ethnologie 2008 unter der Leitung von Prof. Rolf Lindner mit Sinneseindrücke und deren Verarbeitung Berliner Straßen beschäftigte. Ich werde im Weiteren jedoch nicht darauf eingehen.
[vi] Beispielsweise von der Bundeszentrale für politische Bildung aufgegriffen und klassifiziert:
https://www.bpb.de/gesellschaft/migration/newsletter/208204/mub-4-2015, aufgerufen am 30.05.2016.

Bitte diesen Beitrag wie folgt zitieren: 
Dženeta Hodžić (2016):  Auf den Spuren eines Aktivisten. Ethnografische Lesarten räumlicher Wahrnehmungen vergangener und umkämpfter Räume. In: Gökce Yurdakul, Regina Römhild, Anja Schwanhäußer, Birgit zur Nieden, Aleksandra Lakic, Serhat Karakayali (Hg.): E-Book Project of Humboldt-University Students: Witnessing the Transition: Refugees, Asylum-Seekers and Migrants in Transnational Perspective. Preview (Weblog), https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=863130166696833325#editor/target=post;postID=3697950972162993466;onPublishedMenu=allposts;onClosedMenu=allposts;postNum=0;src=link

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