Von Dženeta Hodzic
Mental Map von Malte |
Einleitung
In urbanen Räumen führen unterschiedliche
Ansprüche an den gleichen Raum zu Nutzungskonflikten. Spannungen zwischen politischen
Forderungen, politischen Handlungen und dem Alltag der davon beeinflussten
Menschen können entstehen. Dies wurde europaweit besonders spürbar bei den
Kämpfen von Geflüchteten im „Langen Sommer der Migration“, in dem Migrant_innen
durch ihre Wanderungsbewegung die Regeln des Schengen-Raumes sowie das gesamte Selbstverständnis der EU infrage
stellten (Kasparek/Speer 2015, Ataç et al 2015). Auch in Berlin kreierten die
Besetzungen des Oranienplatz und der Gerhardt-Hauptmann-Schule in Kreuzberg einen
politisch und emotional aufgeladenen Raum, in dem Politik, Polizei, Geflüchtete
und Aktivist_innen immer wieder, zum Teil auch gewaltsam, aufeinandertrafen. „Whose
street? Our street! Whose school? Our school!“ war die Parole, die seit Beginn
der Konflikte hinsichtlich Behausung und Schutz der geflüchteten Bewohner_innen
der GHS symbolhaft für das Aufeinandertreffen verschiedener zusammenhängender
Raumansprüche auf die GHS stand. Wird Stadt als Labor zivilgesellschaftlichen
Engagements verstanden, wie dies Wolfgang Kaschuba (2015) vorschlägt, ist eine
Analyse der Konflikte rund um diese Orte aus der Perspektive von Geflüchteten
und Aktivist_innen geeignet, um neue Formen des Protests sowie der Bildung von
Allianzen zu verstehen. Eine Analyse der unterschiedlichen Raumkonstruktionen
und Raumwahrnehmungen verschiedener involvierter Personen kann die jeweiligen
Perspektiven der Akteur_innen ethnografisch einfangen, um ihre situativen
Taktiken (De Certeau 1988) vor dem Hintergrund ihrer kulturellen, sozialen und
materiellen Bedingungen verstehbar zu machen.
Durch eine ethnografische Fokussierung
auf den urbanen Raum als Aushandlung kann das Verhältnis von Politik und Straße
im Aufeinandertreffen geordneter und ungeordneter Kräfte beleuchtet und die
situative Zuordnung einzelner Akteur_innen verstanden werden (vgl. Horak 2013).
Um ein solches Verhältnis angemessen bestimmen zu können, ist eine systematische
Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Methoden der Stadtforschung eine
nötige Voraussetzung. In dieser Arbeit reflektiere ich daher insbesondere methodische
Fragen in Bezug auf die Erforschung solcher Raumkonstruktionen und -wahrnehmungen.
Die Untersuchung urbaner Prozesse aus der
Perspektive verschiedener Individuen durch eine Kombination von Methoden (Wahrnehmungsspaziergänge,
Mental Maps und Sensing) bietet die Möglichkeit, dominante und überholte Wahrnehmungsweisen
eines Raumes infrage zu stellen und diese zu erweitern. Hierfür werde ich
exemplarisch eine Situation aus der Perspektive eines unterstützenden
Aktivisten analysieren, die sich im Verlauf der Demonstrationen in der Ohlauer
Straße rund um die Gerhardt-Hauptmann-Schule zugetragen hat.
Die
Demo
Seit dem O-Platz haben bundesweite
Proteste gegen Asylpolitiken einen gemeinsamen geographischen Bezugspunkt –
somit symbolisiert der O-Platz mehr als nur die konkreten Proteste in Berlin:
Er steht für die Forderung der Abschaffung der Lager- und Residenzpflicht und
den Stopp der bestehenden Abschiebungspraktiken. Geflüchtete haben sich mit dem
O-Platz einen sozialen Raum geschaffen
der sie auch weiterhin repräsentiert, obwohl das Protestcamp als wahrnehmbarer
Ort verschwunden ist (vgl. Ataç et al. 2015). Nachdem auf Anordnung des
Berliner Senats im April 2014 der Oranienplatz gegen den Willen der dort
zeltenden Geflüchteten, Bewohner_innen und Aktivist_innen polizeilich geräumt
wurde, besetzten viele der von der Räumung betroffenen Personen die GHS in der
Ohlauer Straße aktiv als Intervention. So entstand mit Einfluss der früheren so
genannten O-Platz-Proteste in der GHS ein selbstorganisierter Widerstand der
Geflüchteten in der GHS, mit dem sie die Abschaffung der Residenzpflicht, des
Arbeitsverbots und einen freien Arbeitsmarktzugang und EU-weite Freizügigkeit
(ein-)forderten. Im Juni 2014 verließen jedoch viele der Bewohner_innen der GHS
die Schule aus Angst vor der oft tagelangen Belagerung des Gebäudes durch ein
massives Polizeiaufgebot.
„We
don’t ned sekure“
|
Trotz einer Vereinbarung über das
Unterlassen einer Räumung zwischen den Geflüchteten der GHS und dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg,
wurde den Bewohner_innen der Schule im Oktober 2014 nach Kündigung der
Vereinbarung die polizeiliche Räumung der Schule gedroht. Dies verursachte eine
neue Welle an Demonstrationen, Kundgebungen und Mahnwachen, in denen sich
während einer bestimmten Demonstration auch Maltes[ii]
gewählte Situation abspielte.
Vom Dilemma
Am 03.11.2014 traf sich Malte mit anderen
Unterstützer_innen um 16.00 Uhr am Seiteneingang der GHS in der Reichenberger
Straße, um über die nächsten Schritte und eine geplante Kundgebung der Unterstützer_innen
der „Refugees“[iii] zu
sprechen. Es versammelten sich etwa 30-40 Aktivist_innen, die sich nach einem
Gespräch zu einer Mahnwache vor der Schule entschieden, die bei der Polizei als
spontane Mahnwache angemeldet und genehmigt wurde. Während diese Gruppe immer
noch die Mahnwache plante, gab es gleichzeitig einen
großen
Zustrom an Leuten vor dem Haupteingang der GHS in der „Ohlauer“[iv].
Der Verdacht kam auf, dass die Räumung der Schule an diesem Tag stattfinden
sollte, da einige Leute berichteten, dass der Hausmeister und die „Securities“
die Fenster der ersten Etage von innen mit Brettern verbarrikadierten. Als
Maltes Gruppe davon hörte, schlossen sie sich der größeren Gruppe vor dem
Schultor der GHS an. Malte schätze die Anzahl der Gruppe auf etwa 200 Personen,
als die Anmelderin der Kundgebung mit der Ansprechperson der Polizei über den
weiteren Verlauf der Kundgebung sprach. Die „Spokesperson“ der Polizei forderte
von der Anmelderin, die Kundgebung zu unterbrechen und bat sie, die Kundgebung
hinter die Ecke Ohlauer/Reichenberger Straße zu legen und sie nur auf der
Ohlauer hinter der Reichenberger Straße stattfinden zu lassen. Das Argument
dahinter war, dass die Rettungswege der Schule frei bleiben sollten. Die
Anmelderin verhandelte, die Kundgebung nur 50 Meter weiter nach links zu
verschieben, die „Spokesperson“ gab dazu sein Einverständnis.
Doch größtenteils weigerten sich die
Demonstrant_innen, ihren Platz zu verlassen, die
Straße
zu überqueren und waren nicht damit einverstanden, dass die Kundgebung verschoben
werden sollte. Laut Malte hatten viele die Befürchtung, der Weg solle nicht als
Rettungsweg freigemacht werden, sondern ein Weg für die Polizist_innen sein,
die Schule ohne Hindernisse räumen zu können. Daher teilte sich die Gruppe: ein
kleiner Teil ging an den neu zugeteilten Platz, andere blieben standhaft vor
dem Tor der Schule stehen. Malte berichtete, dass er sich in dieser Situation
in einem Dilemma wiederfand, unschlüssig ob er nun bei der Gruppe vor dem
Schultor bleiben sollte, oder ob er sich zum neu zugeteilten Platz bewegen
sollte. Dort befand sich auch seine Freundin. In diesem Moment, so sagte er,
machte sich ein starkes „Ursache-Wirkung-Gefühl“ breit, ein starkes Empfinden
dafür, welche Konsequenzen seine Entscheidung mit sich ziehen würde – ginge er
an den neu zugewiesenen Platz, würde er die Polizei und ihre Forderung nicht
mit seiner Verweigerung, seinem Bleiben provozieren und zu Zwangsmaßnahmen
zwingen. Nach einigem Hin- und Herüberlegen entschied sich Malte dazu, bei der
Gruppe vor dem Schultor zu bleiben, weil er viele der Unterstützer_innen
persönlich kannte und vor allem, um Solidarität mit den Geflüchteten zu zeigen.
Er schlug jedoch den Organisator_innen der Kundgebung vor, alle Gegenstände,
Rucksäcke und weitere Dinge, welche die Gruppe zwecks Kundgebung zum Schultor
brachte zu dem neuen Platz zu tragen, um deren Beschädigung bei der eventuellen
Räumung und gewaltsamen Ausschreitungen zu vermeiden.
Als Reaktion auf die wiederholten
Warnungen seitens der Polizei, dass sie gezwungen
wären,
Zwangsmaßnahmen anzuwenden, wenn die Gruppe die Straße vor der Schule nicht
frei räumen würde, formten die Demonstrant_innen eine Sitzblockade vor dem
Schultor und hakten sich beieinander ein. Wie Malte erzählte, begann die
Polizei dann plötzlich mit Schmerzgriffen Stück für Stück die Sitzblockade zu
lösen. Dies verursachte eine Reihe von Rangeleien und Tumulten. Nach einer
Weile drängte eine Formation der Polizei die Demonstrant_innen in die Ohlauer
Straße jenseits der Reichenberger Straße. Als dies geschafft war, sah Malte die
„Spokesperson“ angeregt mit einigen Polizist_innen reden.
Der Polizist kam dann auf die Gruppe zu,
und bat erneut um ein Gespräch mit der Anmelderin der Kundgebung. In diesem
Gespräch stellte sich heraus, dass die Polizei die Gruppe kleiner eingeschätzt
hätte und jetzt sahen, dass es zu viele Demonstrant_innen für den neu
zugewiesenen Platz waren. Daraufhin drängte die Polizei die
Demonstrant_innenmasse wieder die Ohlauer Straße hoch, so dass sie etwa wieder
auf dem Straßenabschnitt vor dem Schultor standen und die Mahnwache genehmigt
wurde. Malte resümierte das Gespräch mit seinem Eindruck, dass das Auftreten
der Polizei völlig absurd gewesen sei. Er empfand es als „übertrieben“, die
Situation nach der Sitzblockade so aufzuheizen und beschrieb die Tumulte als
„unnötige polizeiliche Gewalt“. Die Einschüchterung der Demonstrant_innen mit
der physischen Überlegenheit der Polizei, die Autoritätsuntermalung und die Machtdemonstration
ließen Malte zum ersten Mal unsicher werden, ob es das Richtige war, in der Sitzblockade
zu bleiben und die Polizei damit zu provozieren.
Methoden
Besonders im Hinblick auf das
Zusammenspiel von Raumaneignung, Machtverhältnissen und Emotionen im
städtischen Raum, aber auch aufgrund ihrer Verortung in der Vergangenheit ist
Maltes geschilderte Situation äußerst komplex und schwer zu fassen. So habe ich
durch ein Interview, seiner Mental Map und Sensing während eines
Wahrnehmungsspaziergangs und durch Fotografien versucht, mir seine Erzählungen
zu erschließen.
"Refugees Welcome: Bring Your Families" |
Erst die soziale, kulturelle, politische
und auch räumliche Form von Stadt ermöglicht die Protestkultur, unter welche
auch die Demonstrationen, Mahnwachen und Kundgebungen um die GHS und die
Ohlauer Straße eingeordnet werden können. Um „die Stadt als kulturellen Raum
sichtbar zu machen, [...] [indem] wir uns vergegenwärtigen, dass wir Teil
desselben sind“ (Lindner 2004, 86) habe ich den Wahrnehmungsspaziergang alleine
unternommen.
Mental Map
Jenseits des Zusammenhangs zwischen Raum
und Befragten und der kognitiven und emotionalen Raumwahrnehmung, welche diesen
Zusammenhang beeinflussen (vgl. Welz 1991, 62 f.), geben Mental Maps Aufschluss
über die soziale Kontrolle des Raumes sowie dort ausgetragene soziale
Konflikte. Vor diesem Hintergrund bat ich Malte, eine solche Mental Map von der
geschilderten Situation zu zeichnen (Abbildung 1). Hierbei interessierte mich besonders,
wo sich Malte bei den verschiedenen Sequenzen seiner Situation befand.
Beim Zeichnen der Mental Map erzählte mir
Malte viele kleine Details, die bei unserem ersten Gespräch gar nicht aufkamen,
zum Beispiel zeichnete er eine Flasche ein, die von jemandem auf die Polizei
geworfen wurde, als die Rangeleien anfingen. Wie Welz beschreibt, sind
Kartierungen und Mental Maps nur dann aussagekräftig, wenn sie „vertieft und
ergänzt werden durch verbale Äußerungen kognitiver Definitionen“ (ebd., 63). So
ging Malte während des Zeichnens auch konkreter auf die Rangeleien ein und
fügte beim Erzählen immer mehr kleinteilige Details hinzu. Die Mental Map
bringt in diesem Sinne Elemente hervor, die ansonsten in einem formellen
Interview oder informellen Gespräch nicht thematisiert werden würden.
Malte war sich nicht nur seiner eigenen
Position sehr bewusst, sondern muss auch die Position seiner Freundin und die
der Polizei mit hoher Aufmerksamkeit gespürt und beobachtet haben, denn er
zeichnete auch ihre Positionen und Wege präzise ein und verortete so die
verschiedenen Raumansprüche während der Demonstration. So sind es grob drei
Komponenten, die ich als Schlüsselelemente der Mental Map sehe: die Akteur_innen,
die Malte einzeichnete und mit verschiedenen Farben versah, der Raum, den diese
einnahmen und die Wege der an der Situation Beteiligten.
Wahrnehmungsspaziergang
Bei einem Wahrnehmungsspaziergang
begleiten Feldforscher_innen die Beforschten oder Informant_innen auf ihren
täglichen Wegen in der Umgebung (vgl. Kusenbach 2003, 463) und lassen sich von
den Informant_innen mit möglichst wenig Einmischung führen (vgl.
Schwanhäußer
2015, 88). Ziel ist es hierbei, „die individuelle Wahrnehmung der Umwelt, das
Verhalten in ihr, den Einfluss von Architekturen auf das Verhalten sowie die
Verflochtenheit von Raum und Biografie zu erforschen“ (ebd.). Im Optimalfall
evoziert so ein Wahrnehmungsspaziergang beziehungsweise „Go-Along“ einen
„stream of perceptions, emotions and interpretations“ (Kusenbach 2003, 463).
Ein „Go-Along“ gibt Aufschlüsse über die subjektive Raumwahrnehmung der
Forscher_in und der beforschten Person. Es wird versucht, den Körper und den
Kopf für einen stream of consciousness-artigen Strom aus Eindrücken, Assoziationen,
Gerüchen und Geräuschen zu öffnen. Leider ergab sich keine Gelegenheit, bei der
ich mit Malte einen solchen „Go-Along“ hätte machen können. Von dieser
ursprünglichen Idee abweichend, kam ich auf die Idee einfach zu der Ohlauer
Straße zu laufen, um nachzusehen, ob sich Spuren des genannten Konfliktes
finden ließen. Somit begab ich mich also an der von Malte beschriebenen Ecke
der Ohlauer Straße/Reichenberger Straße.
"United Neighbours Against Racism" |
Nicht nur die bereits vor den besagten
Demonstrationen bestehende Informationstafel neben dem Haupttor der GHS,
sondern auch die Wände der Wohnhäuser gegenüber sind mittlerweile bedeckt von
Graffiti, überschrieben mit Parolen und Aufklebern der Demonstrant_innen und
Unterstützer_innen der Refugees in der GHS – Schriftzüge wie „We don’t ned sekure“ (Abbildung 2), „Refugees Welcome – Bring your families!“
(Abbildung 3) oder auch „United Neighbors
against racism – you can’t evict a movement“ (Abbildung 4). Und über den
Graffiti auf der gegenüberliegenden Seite der GHS klebten Plakate mit
Informationen zur aktuellen Lage: „12
Ohlauer/ Free School/Occupied by Police“ (Abbildung 5) und “12 Ohlauer/Free School/No More Concentration Camps Please“ (Abbildung
6).
Kurzerhand beschloss ich jedoch, nicht
nur statisch an der Ecke zu stehen, sondern einen eigenen
Wahrnehmungsspaziergang zu machen, ausgerüstet mit Maltes Mental Map. Nachdem
ich mich einige Zeit einfach treiben ließ von der Straße und den Menschen auf
ihr, von den zahlreichen Postern und Plakaten und vom Verkehr (dazu später mehr
im Abschnitt „Sensing“) beschloss ich, die Wege der einzelnen Akteure
abzugehen, die Malte eingezeichnet hatte. Durch dieses Abgehen realisierte ich,
dass der Raum, der in Maltes Erzählung so zentral war in seiner damaligen Form
schon gar nicht mehr existierte. Der Seiteneingang, wo er sich mit anderen
Aktivist_innen zur Vorbereitung der Kundgebung traf, war nun nicht mehr von
außen zugänglich wegen Straßenbauarbeiten. Schilder der „OSZ Bautechnik“ werben
für eine Ausbildung zu handwerklichen Tätigkeiten; „ZIK – Zuhause Im Kiez GmbH“
wirbt um den Ausbau und die Erweiterung des Seitenflügels der ehemaligen Schule
zum Apartmenthaus für betreutes Wohnen (Abbildung 7).
Aus dieser Lektion ergeben sich aus
meiner Sicht wichtige Erkenntnisse und weiterführende Fragen: Zum einen haben
spezifische Räume in ihrer Ortsgebundenheit eine offensichtlich zeitliche (und
begrenzte) Dimension, sie verändern sich und sind eventuell bald nicht mehr „von
außen“ erkennbar; zum anderen – und das zeigen eben die Studien zum „Langen
Sommer der Migration“ – entstehen aber eventuell nicht sichtbare Räume, wie
beispielsweise solidarische Freundschaftsbeziehungen (vgl. Atac 2015). Diese
greifen unter Umständen über einen spezifischen geographischen Ort als solchen
hinaus und haben eine verlängerte zeitliche Dimension. Sie mögen
aufrechterhalten werden fernab eines ehemals wichtigen materiellen wie
symbolischen Ortes. Interviewstudien, die sich also mit den Aus- und
Nachwirkungen vergangener Raumkonstruktionen und -wahrnehmungen befassen, wären
also ein weiterer wichtiger methodischer Zugang, der die eher auf spezifische
Situationen fokussierenden Methoden sinnvoll ergänzen könnte.
Sensing
the Street[v]
Laut
Mirko Zardini ist Sensing als Methode „capable of offering a broader
understanding of urban settings, interested in describing the character and
atmosphere of places, and aiming to contribute to a new definition of public
space.“ (Zardini 2012, 26)
So wie Zardini die Methode des Sensing beschreibt, war sie für mich ein
zentraler Schlüssel, um Maltes räumliche Handlungen und Wahrnehmungen in seiner
beschriebenen Situation zu verstehen. Zwar war es weniger ein Nachempfinden
seiner Wahrnehmungen und Eindrücke, jedoch halfen mir meine eigenen
Wahrnehmungen des Raumes, Vergleiche zu denen von Malte zu ziehen. In diesem
Sinne konnte ich den Raum durch Maltes Erzählungen neu und anders wahrnehmen.
Wenn alles, was wir von einer Umgebung wahrnehmen individuell durch unsere
Sinne, Emotionen und Wertesysteme gefiltert wird (vgl. Kusenbach 2003, 466), so
ließen Maltes Wahrnehmungen für mich vorher wenig beachtete Aspekte des Raumes
in den Vordergrund treten.
Mir erschien es sehr schwierig, meine
verschiedenen Sinneserfahrungen zu trennen. Beispielsweise stand ich für etwa
zehn Minuten an der Ecke der Ohlauer/Reichenberger Straße mit verschlossenen
Augen, um über die Geräusche und Gerüche den Raum in mich aufzunehmen, jedoch
wurde alles was ich wahrnahm assoziativ mit Bildern in meinem Kopf verbunden,
so wie ich den Raum vorher sah. Auch eine Soundaufnahme hat für mich nicht nur
über mein Gehör funktioniert, da sie sich unmittelbar mit Bildern der Straße,
des Straßenverkehrs und den Menschen verband. Nach Sarah Pink und Tim Ingold
sollten Sehen, Hören und Fühlen nicht als getrennte Aktivitäten betrachtet
werden, sondern lediglich als unterschiedliche Facetten derselben Aktivität –
der des ganzen Organismus in dieser spezifischen Umgebung (vgl. Ingold 2000, 3;
Pink 2009, 27). Darüber hinaus nicht nur
in Bezug auf meine Sinne und meine Wahrnehmung verknüpft mit dem Raum, sondern
auch in Verbindung mit meiner Erinnerung und meiner Vorstellung. Und dies gilt
ebenso für Maltes Schilderungen seiner Situation. So stand das, was ich an
jenem Tag wahrnahm und erfassen konnte im Gegensatz zu dem was Malte während
der Demonstration an der Ohlauer erlebte. Der damals still gelegte Verkehr
stand in Kontrast zu dem regelmäßigen Rhythmus des Straßenverkehrs, den ich
besonders durch das Befahren der Kopfsteinpflaster auf der Reichenberger Straße
intensiv wahrnehmen konnte. Die vielen Fußgänger, die sich nun locker und
ungezwungen unterhielten und entspannt die Straßen entlangspazierten, waren während
der Demonstration am Tag der Demonstration entweder nicht anwesend oder
zumindest von Malte nicht wahrgenommen
worden.
" 12 Ohlauer. Free School, Occupied by Police" |
Der Philosoph Gernot Böhme argumentiert
dabei, dass Atmosphären nur dann wahrgenommen werden können, wenn sie sich ändern.
Die Atmosphäre sei die Wirklichkeit, die sich der oder die Wahrnehmende mit dem
Wahrgenommenen teilt. Entsprechend schlägt sich das Wahrgenommene auf die physische
Anwesenheit nieder (vgl. Böhme 2007, 298) Durch das Sensing wurden mir die
Unterschiede der räumlichen Wahrnehmungen von Malte und mir absolut klar: So
stand der Frühlingstag mit der Nachmittagssonne, das Leben auf der Straße, die
Cafés, die spielenden Kinder und die Radfahrer im Kontrast zum kalten,
regnerischen Wintertag während der Demonstration, der kontrollierten,
abgeriegelten Zone rund um die Ohlauer Straße, den Polizeiwägen, der Protestrufe
der Demonstrant_innen, der Hektik und der Enge durch das Zusammenkommen der
vielen Demonstrant_innen, befördert von der physischen Einengung durch die
Polizei.
Analyse
Um Situationen im urbanen Raum weiter zu
beschreiben bieten sich drei Aspekte an, mit denen solche Situationen
analysierend beleuchtet werden können. Sie richten die Aufmerksamkeit auf die
Beziehung zwischen Raum und der sich in diesem Raum abspielenden Situation, das
Verhältnis in dem die beteiligte Person zu dem Raum steht und zuletzt die
Verbindung zwischen besagter Person und der Situation. Eine Analyse unter
diesen Gesichtspunkten möchte ich in diesem Abschnitt versuchen.
Raum – Situation
Nach der angeordneten polizeilichen
Räumung des Oranienplatzes im April 2014 suchten viele der dort wohnenden
Geflüchteten in der GHS in der Ohlauer Straße Schutz. Jeher war der Raum rund
um die Schule ein politisch und emotional aufgeladener Raum, in dem Politik, Polizei,
Geflüchtete und Aktivist_innen immer wieder und auch gewaltsam aufeinandertrafen.
Das Verhältnis von Politik und Straße
unterscheidet der ethnografisch arbeitende Kultursoziologe Roman Horak zwischen
geordneten und ungeordneten (politisch bedingten) Praxen. Wo die „ungeordnete
Politik“ unter anderem expressiv und als eine sich spontan formierende Präsenz
von Demonstrierenden auf der Straße beschrieben wird, ist die „geordnete
Politik“ oft zu einem bestimmten Datum angekündigt, macht sich auf der Straße
sichtbar und möchte bestimmte, programmatisch festgelegte Forderungen zum Ausdruck
bringen (vgl. Horak 2013, 12). Die Menschenströme, die Malte in seiner
Situation beschreibt, können als „ungeordnet“ (die alarmierten Menschen, die
plötzlich an der GHS auftauchten, während Malte noch mit anderen die Kundgebung
plante), aber auch als „geordnet“ (diejenigen, welche die angekündigte und von
der Polizei genehmigte Kundgebung planten und schließlich später nach der
Eskalation abhielten) klassifiziert werden. Da Malte ursprünglich der Gruppe
angehörte, welche in „geordnete“ Handlungslogiken eingeschrieben war, evozierte
erst die (durch den Raum bedingte) Möglichkeit einer „ungeordneten“
Handlungslogik die Vielzahl der dazuströmenden Menschen. Durch zahlmäßige Überlegenheit
und gewaltsame Reaktion der Polizei wurde dadurch die „geordnete“ Gruppe in die
„ungeordnete“ Handlungslogik integriert und bedingte so die Situation in der
sich Malte später wiederfand.
Straße, so schreibt Roman Horak weiter,
ist nicht nur ein funktionaler Raum (der zum Beispiel für Verkehr und
Gütertransport genutzt wird), sondern auch ein Raum „möglicher massenhafter politischer
Insubordination“ (ebd., 13), der so einen Ort der Bedrohung darstellt (vgl.
ebd.). Diese Bedrohung äußert sich laut Horak in der Hinterfragung von
politischen Entscheidungen (vgl. ebd.) und denjenigen, die diese Entscheidungen
treffen, was bei Demonstrationen deutlich wird. Dies vermag an der Ohlauer
Straße das hohe Polizeiaufgebot während der Zeit der Demonstrationen erklären,
sowie die ständige Präsenz von Sicherheitspersonal rund um die Schule.
In der beschrieben Situation ist es unter
anderem eben diese räumliche Präsenz von Polizei und Sicherheitspersonal,
welche die Situation definiert. Die Aufstockung der Anzahl an Polizist_innen
lässt sich im Sinne Böhmes als Ästhetisierung von Politik beschreiben – die
Ausstaffierung von Herrschaft (hier die Polizei) sollte die Unterschiede zu den
Beherrschten sinnfällig machen, sie beeindrucken (durch ein hohes Polizeiaufgebot)
und ihnen Achtung abnötigen (vgl. Böhme 2007, 305). Damit soll eine Atmosphäre
von Überlegenheit erzeugt werden, was in der Situation gelingt, jedoch auch auf
Widerstand trifft und dadurch in einem gewaltsamen Versuch, die Menschen der
polizeilichen Ordnung unter zu ordnen, resultiert.
Durch
die Verortung der Aushandlungen der unterschiedlichen Raumansprüche, dem daraus
resultierenden Nutzungskonflikt und die Forderungen seitens Politik und
Geflüchteten und pro-migrantisch Demonstrierenden in der Ohlauer Straße,
ermöglicht dieser Raum erst die Entstehung einer solchen Situation, wie sie
Malte beschreibt.
Person – Raum
Urbane Räume werden in spezifischen
ökonomischen und sozialen Kontexten konstruiert, welche ihnen Form und
Bedeutung verleihen. So können urbane Räume sichtbare Repräsentationen von
Glauben, Spannungen und Ängsten werden (vgl. Lindner 1991, 291). Für Malte wird
der Raum rund um die Ohlauer Straße und der GHS repräsentativ für Aushandlungen
der politischen Konflikte, die sich über Monate dort ausgetragen haben. Sichtbar
wird dieser Raum nicht nur durch die sich dort verortenden Handlungen, sondern
auch durch die in 3.2. erwähnten Graffitis und weitere Aufkleber mit Parolen,
welche die zahlreichen Demonstrationen und die Solidarität der Demonstrierenden
zu den Bewohner_innen der GHS symbolisieren. Für Malte knüpft sich dieser ihm
vertraute Raum darüber hinaus auch an Erinnerungen und Assoziationen. Wie er im
ersten Gespräch erzählte, war Malte oft tagelang an der Ohlauer Straße, um
seine Solidarität zu den Geflüchteten zu demonstrieren und übernachtete in
manchen Nächten sogar dort. Erst dadurch lernte er viele der Bewohner_innen der
GHS kennen und entschied sich dazu, sie zu unterstützen. Diese emotional
aufgeladenen Erinnerungen an den Ort beeinflussen sein Verhalten in diesem Raum
– darauf wird im Folgenden weiter eingegangen.
Situation – Person
Die Situation, in der sich Malte befand
ist stark geprägt von seinem politischen Interesse, was ihn erst an die Ohlauer
Straße, in den Raum bringt in dem die beschriebene Situation stattfindet. Dies
wird durch die emotionale Aufgeladenheit des Raumes für Malte verstärkt, sein
Dilemma lähmt ihn einige Minuten lang, hin- und hergerissen zwischen einer
politischen und moralischen Überzeugung, einen Räumungsversuch der Polizei zu
hindern und sich mit den Geflüchteten und seinen Freund_innen in der
Sitzblockade zu solidarisieren, und seinem nach Schutz suchenden Instinkt, die
Anordnungen der Polizei zu befolgen.
"12 Ohlauer. Free school, No More Concentration Camps Please" |
Innerhalb einer Situation können Ereignisse
eintreten, die den Handlungslogiken und -wünschen der Beteiligten nicht
entsprechen, so können Betroffene von eben dieser Situation gefangen sein (vgl.
Goffmann 2000, 15). In egal welcher Situation nehmen Beteiligte eine „soziale
Rolle“ (ebd., 18) ein, welche die Ausübung von Rechten und Pflichten, die mit
einem bestimmten Status verknüpft sind, voraussetzt. Verschiedene „Teilrollen“
sind in vorbestimmte Handlungsmuster eingebettet, die sich während einer
Situation entfalten können (vgl. ebd.). Im Hinblick auf die Situation, in der
sich Malte befindet, äußert sich sein Dilemma in der Diskrepanz der
Handlungslogiken seiner verschiedenen Teilrollen; die Teilrolle, in welcher
Malte sich zur Solidarität verpflichtet fühlt, steht im Kontrast zu der Teilrolle,
nach der er seiner Freundin folgen und sich vor einer gewaltsamen
Auseinandersetzung mit der Polizei in Sicherheit bringen möchte.
Dieses Dilemma wird erst durch seine
starken politischen und moralischen Überzeugungen aufgelöst, indem er die
Konsequenzen seiner Handlungsmöglichkeiten miteinander aufwiegt. So erfüllt er
zumindest eine Teilrolle, die ihn aus Solidarität zu den Geflüchteten handeln
lässt. Auch an dieser Stelle wird die Unterscheidung von „geordneter“ und
„ungeordneter“ Politik sichtbar – eine Teilrolle welche sich der „geordneten“
Handlungslogik zuschreibt würde den Anweisungen der Polizei befolgen. Mit dem Entschluss,
Solidarität zu zeigen, entscheidet sich Malte gleichzeitig für eine Teilrolle,
die in einer „ungeordneten“ Handlungslogik eingebettet ist.
Schluss
und Ausblick
Als Ort der Aushandlung von
Raumansprüchen, Nutzungskonflikten und politischen Forderungen birgt der
politisch aufgeladene Raum der Ohlauer Straße die Möglichkeit des öffentlichen
Kundtuns von Meinungen und Forderungen, die Möglichkeit eines Austausches
zwischen einzelnen Akteuren, egal ob körperlich und gewaltsam oder durch Worte
und Parolen. So hat dieser Raum gleichzeitig einen repräsentativen Charakter
für jene, die sich mit den gestellten Forderungen und Raumansprüchen
identifizieren oder diese als unterstützenswert ansehen. Durch sein politisches
Interesse und Engagement findet dadurch auch Malte seinen Weg in diesen Raum
und in diese spezifische Situation, von der er mir erzählt hat. Auch seine
vorangegangenen Erfahrungen in diesem Raum lassen ihn in der Situation so
handeln, wie er es getan hat.
Im Verlauf der Feldforschung hat sich
gezeigt, dass es schwierig ist, eine so individuelle Situation ethnografisch
ohne großes Mitwirken der beteiligten Person zu erfassen (zum Beispiel fiel ein
„Go-Along“ weg, außerdem wären weitere Interviews aufschlussreich gewesen).
Methodisch konnte ich den Raum und die Situation hauptsächlich durch Wahrnehmen
erfassen – Maltes und meine Wahrnehmung kombiniert führten zu einem Erfassen
des Raumes jenseits seiner Materialität, insbesondere beeinflusst durch die
verschiedenen Atmosphären innerhalb dieses Raumes. Erst die enorme Abweichung
Maltes und meines Erlebens des Raumes – er in einer hektischen Atmosphäre
voller Druck, moralisch und politisch „richtig“ zu handeln, ich in einer
ungezwungenen Atmosphäre – macht den Raum, in dem wir uns beide zu
unterschiedlichen Zeiten befanden, greifbar. Durch den Vergleich werden dadurch
die Spezifika des subjektiven, räumlichen Erlebens in unterschiedlichen
sozialen Situationen deutlich.
Seiteneingang der GHS: Werbetransparent der „OSZ Bautechnik“ für das entstehende Apartmenthaus für betreutes Wohnen der ZIK (Zuhause Im Kiez) GmbH |
Mittlerweile steht den Bewohner_innen der
GHS ein Nutzungsrecht des Hauptgebäudes zu, was im Mai 2015 vom Amtsgericht
Tempelhof-Kreuzberg ausgesprochen wurde. Von Maltes beschriebener Situation
gibt es noch ein paar Spuren: das Sicherheitspersonal am Schultor der GHS und
die visuellen Markierungen, welche die Demonstrierenden und Geflüchteten
hinterließen. Die Veränderungen des Raumes hingegen weisen bereits auf neue
Nutzungen und Interessen hin: Zumindest aus einem Teil des Gebäudes der GHS
entsteht ein Apartmenthaus für betreutes Wohnen. Die Raumansprüche anderer
Akteure bestehen weiterhin und die politische Diskussion um die Unterbringung
von so genannten „Flüchtlingsströmen“[vi]
zeigt, dass daraus auf Dauer auch neue Nutzungskonflikte entstehen können. Die
ethnografische Erforschung dieses Raumes sollte daher auch ohne aktuell
konflikthafte Situation fortgesetzt werden, um seine Veränderung über Zeit zu
erfassen und damit Einblicke in andere Situationen und subjektive Wahrnehmungen
zu ermöglichen – auch, um ein Zeugnis dieser Veränderungen und Übergänge
abzulegen.
Dženeta Hodžić studiert im Bachelorstudiengang am Institut für Europäische Ethnologie. Im Rahmen des Seminars „Ethnographische Methoden der Stadtforschung“ bei Dr. Anja Schwanhäußer im Wintersemester 2014/15 hat sie sich insbesondere mit der ethnographischen Erfassung räumlicher Wahrnehmungen im urbanen Kontext auseinandergesetzt, in dessen Zuge die in ihrem Beitrag geschilderte Forschung entstand.
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Ingold, Tim (2000): Introduction to Part I. In: Ders.: The
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In: Kaschuba, Wolfgang/Dominik Kleinen/Cornelia Kühn (Hg.): Urbane Aushandlungen. Die Stadt als
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Kasparek, Bernd/Marc Speer (2015): Of Hope.
Ungarn und der lange Sommer der Migration.
URL: http://bordermonitoring.eu/ungarn/2015/09/of-hope, aufgerufen am 17.05.2016
Kusenbach, Margarethe (2003), Street
Phenomenology. The go-along as ethnographic research
tool. In: Ethnography Vol 4(3), 455-485.
Lindner, Rolf (2004): Offenheit – Vielfalt –
Gestalt. Die Stadt als kultureller Raum. In:
Jaeger/Rüsen (Hg.):
Handbuch der Kulturwissenschaften. Themen und Tendenzen. Stuttgart/Weimar, 385-398.
Pink, Sarah (2009): Principles for Sensory Ethnography:
Perception, Place, Knowing, Memory and Imagination. In: Dies.:
Doing Sensory Ethnography. London, 7-44.
Schwanhäußer, Anja (2015): Herumhängen.
Stadtforschung aus der Subkultur. In: Zeitschrift für Volkskunde 111. Münster,
76–93.
Welz, Gisela (1991): Feldforschung in Bushwick.
In: Dies.: Street Life: Alltag in einem New Yorker
Slum. Frankfurt a.M., 55-115.
Zardini, Mirko (2012): Toward a sensorial
urbanism. In: Ambiances in action/Ambiances en acte(s)
–Inernational Congress on Ambiances Montreal. Montreal: Canada, 19-26. [Autorenmanuskript]
[i] Hier beziehe ich mich
ausschließlich auf einen chronologisierten Ablauf der Geschehnisse in der
Ohlauer Straße, welche der Flüchtlingsrat Berlin online zur Verfügung stellt: http://www.fluechtlingsinfo-berlin.de/fr/pdf/Chronologie_Oranienplatz.html,
aufgerufen am 18.04.2015.
[ii] Malte (anonymisiert) ist
ein Aktivist, der sich in den O-Platz-Protesten und den darauffolgenden
Prostesten in der Ohlauer Straße für die Geflüchteten einsetzte. Mein Interesse an seiner Perspektive der
pro-migrantischen Solidarität wollte ich erforschen, um daran ethnografische
Methoden der Stadtforschung diskutieren zu können.
[iii] Alle Wörter in
Anführungszeichen wurden von Malte zur Beschreibung der Situation benutzt und
werden von mir übernommen.
[iv] Auf den Einfluss beider
Gruppierungen auf den Raum und die Situation wird in der Analyse später noch
einmal aufgegriffen.
[v] Der Name ist angelehnt
an das zweisemestrigen Studienprojekt „Sensing the Street“ welches sich am
Institut für Europäische Ethnologie 2008 unter der Leitung von Prof. Rolf
Lindner mit Sinneseindrücke und deren Verarbeitung Berliner Straßen
beschäftigte. Ich werde im Weiteren jedoch nicht darauf eingehen.
[vi] Beispielsweise von der
Bundeszentrale für politische Bildung aufgegriffen und klassifiziert:
https://www.bpb.de/gesellschaft/migration/newsletter/208204/mub-4-2015,
aufgerufen am 30.05.2016.
Bitte diesen Beitrag wie folgt zitieren:
Dženeta Hodžić (2016): Auf den Spuren eines Aktivisten. Ethnografische Lesarten räumlicher Wahrnehmungen vergangener und umkämpfter Räume. In: Gökce Yurdakul, Regina Römhild, Anja Schwanhäußer, Birgit zur Nieden, Aleksandra Lakic, Serhat Karakayali (Hg.): E-Book Project of Humboldt-University Students: Witnessing the Transition: Refugees, Asylum-Seekers and Migrants in Transnational Perspective. Preview (Weblog), https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=863130166696833325#editor/target=post;postID=3697950972162993466;onPublishedMenu=allposts;onClosedMenu=allposts;postNum=0;src=link
Dženeta Hodžić (2016): Auf den Spuren eines Aktivisten. Ethnografische Lesarten räumlicher Wahrnehmungen vergangener und umkämpfter Räume. In: Gökce Yurdakul, Regina Römhild, Anja Schwanhäußer, Birgit zur Nieden, Aleksandra Lakic, Serhat Karakayali (Hg.): E-Book Project of Humboldt-University Students: Witnessing the Transition: Refugees, Asylum-Seekers and Migrants in Transnational Perspective. Preview (Weblog), https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=863130166696833325#editor/target=post;postID=3697950972162993466;onPublishedMenu=allposts;onClosedMenu=allposts;postNum=0;src=link
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